23. Triennale Ulmer Kunst

23. Triennale Ulmer Kunst, Kunsthalle Weishaupt


Die Installation von Patrick Nicolas wirkt zunächst wie zufällig, doch entfaltet sich bei genauem Hinsehen.


Erster Gedanke beim Betreten: Die Bauarbeiter haben die alten Tapeten einfach in der Ecke liegen lassen, die Warnung „Vorsicht Umbau!“ ist bitter nötig. Die Installation von Patrick Nicolas ist im ersten Raum der Triennale Ulmer Kunst geschickt platziert, um das Thema der Ausstellung einzuführen. Aber bei genauem Hinsehen verflüchtigt sich der Baustellen-Eindruck: Die vermeintlichen Tapeten sind Siebdrucke von Fotografien, die Wasseroberflächen zeigen.

Nicolas, der 1962 im französischen Rodez geboren wurde und schon viele Jahre in Ulm lebt und arbeitet, wurde vor allem durch seine meisterlichen Monotypien bekannt, seit einiger Zeit beschäftigt er sich lieber mit den Möglichkeiten des Siebdrucks - und mit Inszenierungen im Raum.

Sein Beitrag zur Triennale hat verschiedene Ebenen: Die Motive scheinen sich in der Form zu spiegeln, die Blätter scheinen aus der Ecke zu sprudeln oder wie eine Welle zu brechen, die Knicke und Falten erinnern selbst an Wasseroberflächen, Gleichzeitig denkt Nicolas über Kunst an sich nach: Verlieren die Drucke durch die vermeintlich achtlose (oder furchtlose?) Behandlung ihren Wert - oder entsteht dadurch erst ihr Sinn? Ist die Kunst an das Material gebunden oder nur an die Idee? Fragen, die auf einer „Leistungsschau“ wie der Triennale gestellt werden sollten.


Marcus Golling

SWP 26 August 2023

Patrick Nicolas / Jahnstrasse 8 / 89073 Ulm / Deutschland / 00 (49) 176 32 96 53 65 /